Blutbad im Kopf
Die allmontägliche Kolumne für die ganze Familie

Spaß mit der Agentur für Arbeitslosigkeit - Teil 2

Wie schon im letzten Blutbad erzähle ich in locker-sarkastischem Ton von dem Spaß, den man als "Kunde" der "Agentur" für Arbeit so haben kann. Die Erfahrungen sind in Themenbereiche eingeteilt, obwohl das natürlich alles irgendwie zusammenhängt. Beginnen wir mit der

Arbeitsvermittlung

Mitte/Ende Januar: als arbeitslos gemeldet
Am 22. April (dokumentinternes Datum: 20. April) erreicht mich ein Schreiben: "Wenn wir Sie vermitteln sollen, brauchen wir aber noch Ihre Sozialversicherungsnummer."
logische Schlußfolgerung: Dauer von Eingang bis Bearbeitung einer Arbeitslosmeldung = 3 (drei!) Monate.
Bis jetzt hat mich die Agentur übrigens noch kein einziges Mal mit dem Ziel kontaktiert, meine Arbeitslosigkeit zu beenden. Zum Beispiel, indem man versucht, mir einen Job zu vermitteln. Vor ein paar Tagen sah ich irgendeinen regional Zuständigen im Fernsehen, der irgendwas von "riesigen Umstellungen" gefaselt hat und meinte, daß nächstes Jahr vermutlich alles in geordneten Bahnen verlaufen wird. Das muß man verstehen, hier sind ja enorme Umstellungen geschehen. Erinnert Ihr Euch noch, wie bei der Umstellung zum Farbfernsehen ein Jahr lang überhaupt kein Fernsehen kam. Und als die Postleitzahlen 5-stellig wurden, haben ja auch alle ein Jahr lang keine Post mehr bekommen. Das ist also ganz natürlich.



Fortbildung

Eigentlich dachte ich ja, daß ich dieses Problem - zumindest den Agenturteil - inzwischen abgehakt hätte, doch weit gefehlt. Am 7. Oktober, als meine Maßnahme also schon zwei Wochen lief, ist offenbar plötzlich jemandem aufgefallen, daß ich nicht alle Unterlagen eingereicht habe. Sie hätten jetzt gern noch den Vertrag, den ich mit dem Bildungsträger abgeschlossen habe. Die entsprechende Mail kommt von einem "Agenten", dessen Namen ich vorher noch nie gehört habe, und den ich vermutlich auch nie wieder hören werde.

Besonders gelungen daran finde ich, daß niemand es vorher für nötig gehalten hatte, mir zu sagen, daß die Agentur auch gern diesen Vertrag hätte. Weder der Maßnahmenboss, der so was ja eigentlich wissen müßte, noch mein Sachbearbeiter, noch - und jetzt wird es besonders schlimm - der Typ, bei dem ich den ganzen anderen Kladderadatsch abgegeben habe. Und vor dessen Tür ich eine Stunde warten mußte, nur um etwas abzugeben. Und der sich dann die Sachen extra noch einmal angesehen hat. Warum ihm da nicht sofort aufgefallen ist, daß da ja der Vertrag fehlt, weiß wohl niemand.

Ich war deshalb jedenfalls etwas verwirrt und hatte zudem die Nachfrage, ob es das Original sein muß oder auch eine Kopie reicht - denn ich selbst hatte nur eine Kopie. Doch Nachfragen werden ja bei der Agentur bekanntlich nicht so gern gesehen und so dauerte es noch einmal gut zwei Wochen bis ich endlich Bescheid wußte.

Gegen Ende dieses Mailwechsels habe ich übrigens wieder mal eine wertvolle Lektion im Umgang mit der Agentur gelernt. Man bekommt schneller, was man will, wenn man sein Anliegen möglichst arrogant und aggressiv vorträgt. Auf höfliche und normale Anfragen wird hier nur reagiert, wenn man sehr viel Glück hat. So sah zum Beispiel meine letzte Mail aus.



Sehr geehrter Herr Sowieso,

ich finde es sehr ermüdend, daß ich Ihnen beinahe jede Mail zwei Mal schicken muß, weil Sie manchmal schon am nächsten Tag antworten und die Antworten manchmal tagelang auf sich warten lassen. Für mich als Kunden der Agentur für Arbeit ist nicht ersichtlich, wie es zu diesem erratischen Antwortverhalten Ihrerseits (das ja möglicherweise gute Gründe hat) kommt. Von Kundenfreundlichkeit zeugt es jedenfalls nicht. Meine letzte Mail, auf die ich gern noch eine Antwort hätte, füge ich dieser an.




Als ich die Leute bei der Agentur auf mein Unwissen hinsichtlich des Vertrages hinwies - nachdem ich mal wieder eine Stunde gewartet hatte - und nachfragte, warum mir niemand das vorher gesagt hat, bekomme ich nur ein lapidares "Kann ja jedem mal passieren" zurück. Ich bin ja weit davon entfernt, Perfektion von den Leuten zu erwarten. Jeder kann mal einen Fehler machen. Wenn es denn eine Ausnahmeerscheinung bleibt. Doch es gibt halt Fälle, wo der Fehler zur Norm wird, sei es die Inkompetenz der Arbeitsagenten (siehe das nächste Blutbad für ein besonders krasses Beispiel) oder die Unpünktlichkeit der Bahn, und das kann doch nicht so bleiben. Dummerweise kann man weder die Agentur noch die Bahn sinnvoll boykottieren. Außer indem man auswandert. Ein Ziel, das ich nach all diesen Erfahrungen mehr denn je auf meiner Agenda habe.



Verschiedenes

18. Juni 2005: Mich erreicht zweimal derselbe Brief, in dem mir mitgeteilt wird, daß die Agentur wegen Umorganisation für zwei Tage schließen muß. Außerdem steht dort irgendetwas davon, daß ab jetzt eine andere Abteilung für mich zuständig sein wird. Das ist aber derart wirr, daß ich daraus nicht schlau werde.

19. Juni 2005: Verwirrt schreibe ich eine Mail an meine Sachbearbeitungsgruppe (die dämlicherweise nur eine Sammel-E-Mai-Adresse zu besitzen scheint).

20. Juni 2005: Ich bekomme auf meine Anfrage, ob immer noch derselbe Sachbearbeiter für mich zuständig sei diese extrem seltsame E-Mail von jemandem, den ich nicht kenne, der aber über eine persönliche E-Mail-Adresse zu verfügen scheint.



Betreff: Ihre Mail

Hallo Herr aaron,
es bleibt so wie besprochen.




In der Zwischenzeit kamen noch diverse Briefe der Agentur, die immer wieder mal von geänderten Zuständigkeiten sprechen, aber weder an mich persönlich sind, noch mich zu betreffen scheinen.

31. Oktober 2005: Ich schicke meinem Sachbearbeiter eine Mail, um einen persönlichen Termin zu vereinbaren. Da die dubiose Sammelmailadresse nicht mehr funktioniert, schicke ich meine Mail an die noch viel allgemeinere Adresse dortmund@arbeitsagentur.de. Überraschenderweise erreicht sie ihr Ziel und ich bekomme Antwort, und zwar am

2. November: Mein Sachbearbeiter schreibt mir eine Mail, in der er immer noch nicht seine persönliche E-Mail-Adresse herausrückt, obwohl ich ihn darum gebeten habe. Er erklärt mir, daß die dubiose Sammeladresse aus irgendwelchen, von mir nicht nachvollziehbaren Gründen nur noch intern funktioniert. Für den Typen, der sich ein System ausgedacht hat, bei dem alle Anfragen über eine zentrale E-Mail-Adresse laufen müssen, sind Begriffe wie Datenschutz oder Effizienz offenbar Fremdworte. Mein Sachbearbeiter hat aber eine ganz gute Entschuldigung, warum er immer noch nicht mit seiner Adresse herausrückt: Er ist nämlich auf einmal gar nicht mehr mein Sachbearbeiter. Gut, daß ich so was nur auf Nachfrage mitgeteilt bekomme. Angeblich hat er meine Mail an den neuen Sachbearbeiter weitergeleitet und dieser wird sich mit mir in Verbindung setzen. Ich warte gespannt bis zum

6. November: Natürlich hat sich mein neuer Sachbearbeiter nicht bei mir gemeldet, also ergreife ich die Initiative und schreibe wieder eine Mail an die bekannte catch-all-Adresse dortmund@arbeitsagentur.de, diesmal mit dem Namen meines neuen Sachbearbeiters in der Betreffzeile.

...wird fortgesetzt.


[Kreetrapper - 07.11.2005]