Das Walroß bist Du
Ein Kriminalroman von Helmut König


Klappentext





Wolfenbüttel war einst herzögliche Residenz und mit seiner Bibliothek auch ein kulturelles Zentrum Norddeutschlands. Das ist einige Hundert Jahre her, und von dem Verlust des damaligen Glanzes hat sich die Stadt bis heute nicht vollständig erholt. So wird immer noch den Herzöglichen Zeiten nachgetrauert, und die Gegenwart erscheint in Wolfenbüttel nicht ganz so laut und nicht ganz so schnell wie anderswo. Es gilt hier immer noch das Motto eines der früheren Herzöge: Alles mit Bedacht!

In diese Beschaulichkeit mag es so gar nicht passen, daß in einem ebenfalls geschichtsträchtigen Haus ein brutaler Mord passiert, der noch nicht einmal der einzige bleiben soll. Kommissar Widemann und sein Assistent Theo Schneider stehen vor einem Rätsel und verdächtigen zunächst die Erben des Ermordeten. Doch wie sich herausstellt, leben auch die gefährlich. Den Polizisten ist es gar nicht recht, daß sich Aaron T. Schmitt, der die Geschichte der Wolfenbütteler Altstadt erforscht, gemeinsam mit seinem Freund und Lessingexperten aus Dortmund an den Ermittlungen beteiligt. Den beiden geht es indes schon bald nicht mehr in erster Linie um den Mord, sondern um ein geheimnisvolles, bisher unbekanntes Manuskript Lessings, das in den Zusammenhängen eine nicht ganz deutliche Rolle spielt.

Die Situation wird noch komplizierter, als sich Aaron in eine der Erbinnen verliebt. Um seiner Geliebten nahe sein zu können, muß er sogar seine Scheu vor Hunden überwinden und sich mit Rollo, dem Hofhund, anfreunden. Während dessen ist sein Freund immer noch auf der Suche nach dem Manuskript, an dem aber offensichtlich auch andere Interesse zeigen.

Der Roman bemüht beinahe alle Versatzstücke bekannter klassischer Detektivromane und führt uns in eine Welt, in der beinahe nichts ist, wie es scheint. Die Figuren sind dabei gelegentlich fast karikaturhaft überzeichnet, werden aber nie wirklich unglaubwürdig, weil sie in einer durchaus realistischen Umgebung agieren. Deshalb bleibt der Roman zwar einerseits den klassischen Vorbildern verpflichtet und schafft einen eigenen Mikrokosmos, der mit unserer Welt nichts zu tun hat, steht andererseits aber auch fest in der Tradition realistischer Kriminalerzählungen, etwa mit der genauen Beschreibung der Schauplätze in Wolfenbüttel und den literarischen Bezügen zu Lessing (und sogar Goethe).

Die Spannung, die sich aus diesem Gegensatz ergibt, macht gerade den Reiz des Textes aus. Daneben tritt die eigentliche Handlung manchmal in den Hintergrund. Aber durch die Sorgfalt der Sprache und die Liebe zum Detail wird auch das Interesse an der Handlung wach gehalten, und der Leser folgt selbst den abenteuerlichsten Verwicklungen bereitwillig bis hin zum Ende des Romans, das sicherlich überraschen wird.




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