Blutbad im Kopf
Die allmontägliche Kolumne für die ganze Familie
Der Himmel fällt uns auf den Kopf
Asterix 33: Gallien in Gefahr
Willkommen zu einer ganz speziellen Ausgabe des Blutbades. Beim Lesen wird Euch sicher schnell auffallen, daß diese Kolumne eigentlich eine Rezension ist und folglich in diesem Bereich von Blutiges Gemetzel überhaupt nichts zu suchen hat. Aus zwei Gründen habe ich ihr aber trotzdem ein Blutbad gewidmet. Erstens ist dies kein Feld-, Wald- und Wiesencomic, sondern mit ziemlicher Sicherheit der Topseller des Jahres. Das Label Asterix allein genügt heutzutage, um enorme, fast schon pottereske Verkäufe zu garantieren. Und zweitens ist mein Eindruck des Comics so stark gewesen, daß ich einen Großteil meiner Objektivität fahren lassen und ins Lamentieren abdriften werde. Und Lamentieren über die Schlechtigkeit der Welt ist ja eines der Markenzeichen dieser allseits beliebten Kolumne. Soviel schon mal vorab und als Erläuterung.
Getreu meiner "be the first on your block to own it"-Devise, die ich mit dem neuesten Harry Potter begonnen habe (auch wenn diese Geschwindigkeit angesichts der Tatsache, daß ich immer noch daran knabbere, nun doch irgendwie unnötig war), habe ich mir den neuesten Asterix antürlich direkt am Erscheinungsdatum, dem 14. Oktober, besorgt. Mein Comic-Dealer drückte ihn mir mit den Worten in die Hand "Stell ihn am besten ungelesen ins Regal." Ich meinte es natürlich besser zu wissen und hier ist nun meine erschütternde Rezension. Ich hoffe, Ihr wißt mein Engagement zu würdigen. Ich lese diesen Schutt, damit Ihr ihn nicht lesen müßt.
"Beim Teutates", kann ich da nur sagen, "hätte der gute Uderzo doch bloß aufgehört, als ihm der geniale Szenarist und Texter weggestorben ist." Oder er hätte sich zumindest auf die Suche nach Ersatz machen müssen. Um die bittersten Schnitzer dieses Albums jedem klar zu machen, muß ich leider ein wenig spoilern. Wer das Album also noch lesen und dabei jede Überraschung mitnehmen will, sollte jetzt aufhören zu lesen. Keine Sorge, es geht nicht um überraschende Wendungen vom Schlage "Der Mörder ist ...", aber sicher ist sicher.
Also, jetzt wo wir unter uns sind, auf zur bitteren Rezi. Wie ich oben durch die beiden Funktionen Goscinnys schon angedeutet habe, versagt der neue Asterix auf zwei Ebenen: der schwachen, klischeebeladenen und - das wiegt vielleicht am schlimmsten - die vierte Wand durchbrechenden Story; und zum anderen die ebenso schwachen Texte, die voller überflüssiger, platter Wortspiele sind; besonders schlimm die Namen der Gastcharaktere.
Aber der Reihe nach. Ich will nicht die ganze Handlung vorwegnehmen, nur soviel: Es geht um Außerirdische... die ganze Zeit... die ganze Geschichte dreht sich darum. Und es tut mir leid, aber das ist nun nicht das, was Asterix für mich ausmacht. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, setzt Uderzo auch noch einen oben drauf. Die Namen und teilweise das Aussehen der Außerirdischen sollen wohl subtile Gesellschaftskritik sein. Sie sind aber weder subtil, noch wirklich kritisch. Dadurch, daß die "guten" Außerirdischen von einem Planeten kommen, dessen Name ein Anagramm von "Walt Disney" ist, und die "bösen" von einem Planeten, bei dem die Buchstaben des Namens anders angeordnet "Manga" ergeben, ist ziemlich klar, daß Uderzo Mangas wohl nicht mag. Das ist sein gutes Recht, ich mag sie auch nicht, aber dieser billige Angriff ist so platt, daß man sich fragen muß, was das eigentlich soll und warum der Redakteur den guten Uderzo nicht aufgehalten hat. Die Antwort liegt vermutlich darin, daß der Vater von Asterix inzwischen im eigenen Verlag publiziert und somit sein eigener Redakteur ist. Das das meistens nicht gut geht, dafür ist dies ein vorzügliches Beispiel.
Ein weiterer Schlag offenbart sich sehr schnell, wenn man das Album druchblättert und auf unangenehm vielen Seiten eine Gestalt erblickt, die ganz in blau gekleidet ist und ein paar schicke rote Stiefel und ein ebenfalls rotes Cape trägt. Ja, richtig, Außerirdische haben Uderzo nicht gereicht, er hat auch noch Superhelden mit eingeflochten. In der Story handelt es sich um geklonte Handlanger der guten Außerirdischen, so daß wir nicht nur einen Superman geliefert bekommen, sondern eine ganze Staffel. Und damit auch jeder weiß, was die Stunde geschlagen hat, hören wir den Außerirdischen folgendes sagen: "...außerdem ist es technisch möglich, ihn im Bedarfsfall neu zu klonen, zum Beispiel als Spinnenklon oder Fledermausklon."
Und damit leite ich mehr oder weniger elegant zu den grottigen Dialogen über. Beim letzten Asterix-Band gab es schon einen Aufschrei der Fangemeinde, ob der saumiserablen Dialoge. Ich habe mich damals nicht sonderlich intensiv informiert, glaube aber, daß für einen Großteil die Übersetzung verantwortlich war. Diesmal glaube ich das nicht. Zum einen, da Ehapa die herbe Kritik der letzten Übersetzung sicher nicht vergessen hat und sich diesmal wieder mehr Mühe geben müßte und zum zweiten deshalb, weil ich jemandem, der so einen Plot aus dem Hut zaubert, eigentlich jede Schlechtigkeit zutraue. Nur mal ein Beispiel direkt aus dem ersten Panel, damit Ihr die Bitterkeit der Wortspiele abschätzen könnt, ohne eure Gesundheit dadurch zu riskieren, den Comic tatsächlich zu lesen:
Obelix: "Irgendwie hab ich das Gefühl, daß die Schwarzwildernte heute saumäßig gut ausfällt, Asterix." Asterix: "Wenn wir Schwein haben, Obelix!"
Und in dem Kaliber geht das die ganze Zeit über weiter. Fast ist man froh, als endlich die Außerirdischen landen, da der "Plot" Uderzo offenbar so viel Konzentration abverlangt, daß die Kalauer hier deutlich dünner gesäht sind.
Zum Abschluß der Geschichte löscht der heimfahrende Außerirdische den Galliern die Erinerung an das Geschehene. Hätte er das doch auch bei mir getan.
PS: Uderzo hat über dieses Asterix-Album gesagt "Dieser Band könnte mein letzter sein". Wenn man sich die letzten Asterix-Abenteuer und besonders den vorliegenden Band mal anschaut, kann man nur hoffen, daß dem so ist und ihn nicht doch noch einmal die Geldgier packt.
[Kreetrapper - 17.10.2005]
Getreu meiner "be the first on your block to own it"-Devise, die ich mit dem neuesten Harry Potter begonnen habe (auch wenn diese Geschwindigkeit angesichts der Tatsache, daß ich immer noch daran knabbere, nun doch irgendwie unnötig war), habe ich mir den neuesten Asterix antürlich direkt am Erscheinungsdatum, dem 14. Oktober, besorgt. Mein Comic-Dealer drückte ihn mir mit den Worten in die Hand "Stell ihn am besten ungelesen ins Regal." Ich meinte es natürlich besser zu wissen und hier ist nun meine erschütternde Rezension. Ich hoffe, Ihr wißt mein Engagement zu würdigen. Ich lese diesen Schutt, damit Ihr ihn nicht lesen müßt.
"Beim Teutates", kann ich da nur sagen, "hätte der gute Uderzo doch bloß aufgehört, als ihm der geniale Szenarist und Texter weggestorben ist." Oder er hätte sich zumindest auf die Suche nach Ersatz machen müssen. Um die bittersten Schnitzer dieses Albums jedem klar zu machen, muß ich leider ein wenig spoilern. Wer das Album also noch lesen und dabei jede Überraschung mitnehmen will, sollte jetzt aufhören zu lesen. Keine Sorge, es geht nicht um überraschende Wendungen vom Schlage "Der Mörder ist ...", aber sicher ist sicher.
Also, jetzt wo wir unter uns sind, auf zur bitteren Rezi. Wie ich oben durch die beiden Funktionen Goscinnys schon angedeutet habe, versagt der neue Asterix auf zwei Ebenen: der schwachen, klischeebeladenen und - das wiegt vielleicht am schlimmsten - die vierte Wand durchbrechenden Story; und zum anderen die ebenso schwachen Texte, die voller überflüssiger, platter Wortspiele sind; besonders schlimm die Namen der Gastcharaktere.
Aber der Reihe nach. Ich will nicht die ganze Handlung vorwegnehmen, nur soviel: Es geht um Außerirdische... die ganze Zeit... die ganze Geschichte dreht sich darum. Und es tut mir leid, aber das ist nun nicht das, was Asterix für mich ausmacht. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, setzt Uderzo auch noch einen oben drauf. Die Namen und teilweise das Aussehen der Außerirdischen sollen wohl subtile Gesellschaftskritik sein. Sie sind aber weder subtil, noch wirklich kritisch. Dadurch, daß die "guten" Außerirdischen von einem Planeten kommen, dessen Name ein Anagramm von "Walt Disney" ist, und die "bösen" von einem Planeten, bei dem die Buchstaben des Namens anders angeordnet "Manga" ergeben, ist ziemlich klar, daß Uderzo Mangas wohl nicht mag. Das ist sein gutes Recht, ich mag sie auch nicht, aber dieser billige Angriff ist so platt, daß man sich fragen muß, was das eigentlich soll und warum der Redakteur den guten Uderzo nicht aufgehalten hat. Die Antwort liegt vermutlich darin, daß der Vater von Asterix inzwischen im eigenen Verlag publiziert und somit sein eigener Redakteur ist. Das das meistens nicht gut geht, dafür ist dies ein vorzügliches Beispiel.
Ein weiterer Schlag offenbart sich sehr schnell, wenn man das Album druchblättert und auf unangenehm vielen Seiten eine Gestalt erblickt, die ganz in blau gekleidet ist und ein paar schicke rote Stiefel und ein ebenfalls rotes Cape trägt. Ja, richtig, Außerirdische haben Uderzo nicht gereicht, er hat auch noch Superhelden mit eingeflochten. In der Story handelt es sich um geklonte Handlanger der guten Außerirdischen, so daß wir nicht nur einen Superman geliefert bekommen, sondern eine ganze Staffel. Und damit auch jeder weiß, was die Stunde geschlagen hat, hören wir den Außerirdischen folgendes sagen: "...außerdem ist es technisch möglich, ihn im Bedarfsfall neu zu klonen, zum Beispiel als Spinnenklon oder Fledermausklon."
Und damit leite ich mehr oder weniger elegant zu den grottigen Dialogen über. Beim letzten Asterix-Band gab es schon einen Aufschrei der Fangemeinde, ob der saumiserablen Dialoge. Ich habe mich damals nicht sonderlich intensiv informiert, glaube aber, daß für einen Großteil die Übersetzung verantwortlich war. Diesmal glaube ich das nicht. Zum einen, da Ehapa die herbe Kritik der letzten Übersetzung sicher nicht vergessen hat und sich diesmal wieder mehr Mühe geben müßte und zum zweiten deshalb, weil ich jemandem, der so einen Plot aus dem Hut zaubert, eigentlich jede Schlechtigkeit zutraue. Nur mal ein Beispiel direkt aus dem ersten Panel, damit Ihr die Bitterkeit der Wortspiele abschätzen könnt, ohne eure Gesundheit dadurch zu riskieren, den Comic tatsächlich zu lesen:
Obelix: "Irgendwie hab ich das Gefühl, daß die Schwarzwildernte heute saumäßig gut ausfällt, Asterix." Asterix: "Wenn wir Schwein haben, Obelix!"
Und in dem Kaliber geht das die ganze Zeit über weiter. Fast ist man froh, als endlich die Außerirdischen landen, da der "Plot" Uderzo offenbar so viel Konzentration abverlangt, daß die Kalauer hier deutlich dünner gesäht sind.
Zum Abschluß der Geschichte löscht der heimfahrende Außerirdische den Galliern die Erinerung an das Geschehene. Hätte er das doch auch bei mir getan.
PS: Uderzo hat über dieses Asterix-Album gesagt "Dieser Band könnte mein letzter sein". Wenn man sich die letzten Asterix-Abenteuer und besonders den vorliegenden Band mal anschaut, kann man nur hoffen, daß dem so ist und ihn nicht doch noch einmal die Geldgier packt.
[Kreetrapper - 17.10.2005]