Blutbad im Kopf
Die allmontägliche Kolumne für die ganze Familie
Gähnende Lehre
Jetzt sitze ich knapp eine Woche in meiner Fortbildung und schon beginne ich mir wieder einmal ernsthafte Gedanken darüber zu machen, wie Bildung in diesem Land funktioniert. Das muß jetzt nicht direkt als Nationenschelte verstanden werden, schließlich bin ich ja seit neuestem nicht nur Papst, sondern auch noch Deutschland. Ich vermute, bzw. befürchte, daß das Problem andernorts ähnlich besorgniserregend ist, kann aber mangels Weltmännlichkeit da nun mal keine Erfahrungen auftischen.
Die Erfahrungen, die ich hier sammeln mußte sind jedenfalls fürchterlich. Man muß da nicht einmal so extreme Beispiele heranziehen wie das mir kürzlich zugetragene von einer Lehramtsstudentin, die offenbar zu dumm für Strukturen jenseits von Hauptsatzreihungen ist, und trotz bereits dreimal verbockter Prüfung doch noch eine weitere Chance bekommen wird. Schließlich fehlen ja mal wieder an allen Ecken und Enden Lehrer. Daß die aktuelle Lehrgeneration mit 65 in Rente gehen würde, war ja nun aber auch wirklich nicht vorauszusehen. Da kann man der Politik keinen Vorwurf machen. Und bei so einem akuten Notstand muß man die Anforderungen schon mal ein wenig nach unten schrauben. Es geht ja auch um nichts Wichtiges. Das kann man daran sehen, daß zur Zeit jede Menge Geld in die Bildung gesteckt wird - oder war das die Wirtschaft? Die beiden bringe ich immer durcheinander.
Nun ja, aufgrund meiner momentanen Lebenswirklichkeit geht es mir hier aber gar nicht um den klassischen Schullehrer. Diese Phase habe ich ja schon lange hinter mir gelassen; und zu meiner Zeit war das Lehrniveau im Durchschnitt auch noch recht akzeptabel. Nein, diesmal geht es um das lebenslange Lernen. Zum Beispiel in Form einervom Arbeitsamt von der Agentur für Arbeit geförderten Weiterbildungsmaßnahme. Und in einer solchen befinde ich mich gerade und muß feststellen, daß der Dozent zwar durchaus Ahnung von seinem Fachgebiet zu haben scheint (soweit ich das, als jemand der keine Ahnung hat, beurteilen kann; andere Kursteilnehmer scheinen auch das zu bezweifeln), aber leider keine Ahnung von Didaktik. Und als sei das noch nicht schlimm genug, muß ich immer wieder mangelnde Vorbereitung attestieren. Immer wieder wird der Dozent von unvorhergesehenen Nachfragen überrumpelt und oft scheint es so als kenne er seine eigenen Power-Point-Folien nicht. Einen Teilnehmer hat das schon zu der dreisten Nachfrage bewogen: "Das sind doch Ihre Folien, oder?"
Ich finde ja, daß man sich spätestens bei so einer Nachfrage hinsetzen und über die Art und Länge der Vorbereitung nachdenken sollte. Man muß die Folien nicht auswendig kennen. Das verlangt niemand, aber man sollte schon einen gewissen Überblick erkennen lassen. Und die Power-Point-Präsentation selbst ist auch nicht gerade optimal. Einige Seiten sind beinahe völlig mit Text gefüllt, ein Fehler, auf den einen meines Wissens nach, sogar schon der PP-Assistent beim Programmstart hinweist. Außerdem sind viele der Zeichnungen offenbar aus obskuren Quellen kopiert und sind dementsprechend verwirrend, bzw. nicht ganz passend. Und es hilft sicher auch nicht, über einige Folien mit einem Satz einfach hinwegzugehen. Schließlich hat man sich schon bei der Konzeption des Ganzen Gedanken darüber gemacht, was man in welcher Reihenfolge vermitteln will und welche Folien dafür sinnvollerweise Teil der Präsentation sein müssen. Diese Gedanken hat sich unser Dozent aber offensichtlich nicht gemacht.
Besonders bitter fand ich einen anderen Fall von Nicht-Durchdachtheit. Am Freitag sollten wir eine Reihe von Übungsaufgaben im vor Ort installierten Projektmanagementsystem Microsoft Sharepoint beantworten. Dummerweise brauchte man für die Beantwortung aber gut eine halbe Stunde - eine Zeit während der ein Hintergrundscript entschied, daß man schon zu lange nichts mehr gemacht hat (es ist dabei immer dieselbe Seite geöffnet, in die man nur Stück für Stück Text einträgt) und den schlußendlichen Druck auf den Submit-Knopf daher mit einer schicken Fehlermeldung quittierte. Beim Klick auf den Zurück-Knopf des Browsers waren natürlich alle Eintragungen gelöscht, was nicht gerade für Begeisterungsstürme gesorgt hat. Daß alles gelöscht war, ist natürlich den Programmierern von Share-Point anzulasten. Aber dieser spezielle Fall zeigt auch die Schwächen des Dozenten auf, der, wenn er dieses Problem schon nicht voraussah, doch wenigstens einen Testlauf hätte unternehmen können. Und der wohl größte Fehler war es, nachdem das Problem einmal aufgetreten war, nicht sofort den restlichen Teilnehmern Bescheid zu sagen. So schwierig wäre es ja nicht gewesen, das Geschriebene eben im Editor zu sichern. Aber wenn man von nichts weiß, kann man natürlich auch nicht reagieren.
Diese Kolumne soll, das muß ich noch einmal deutlich machen, nicht als persönliche Kritik an meinem Dozenten verstanden werden. Denn, und das ist das Erschreckende, er ist bei weitem kein Einzelfall. In meinen Studienjahren habe ich einige Dozenten erleben können, die mindestens genauso unvorbereitet und didaktisch ungebildet daherkamen. Und das darf meiner Meinung nach einfach nicht sein. Es muß einfach sichergestellt werden, daß Menschen, die in irgendeiner Form in die Lehre gehen, auch eine entsprechende Ausbildung erfahren haben. Und während dieser Ausbildung muß vor allem eines stärker betont werden "Der Dozent ist verantwortlich für den Lernerfolg der Unterrichteten". Meine Erfahrung ist bisher, daß die Verantwortung für den Lernerfolg komplett oder zumindest zu einem überproportional großen Teil beim Lernenden gesehen wird. Das ist jedoch falsch. Vielmehr ist Lehren/Lernen eine Paartätigkeit, in der beide Seiten zu gleichen Teilen zum Erfolg beitragen müssen. Ich fürchte nur, daß es noch sehr lange dauern wird, bis diese Erkenntnis überall angekommen ist.
[Kreetrapper - 03.10.2005]
Die Erfahrungen, die ich hier sammeln mußte sind jedenfalls fürchterlich. Man muß da nicht einmal so extreme Beispiele heranziehen wie das mir kürzlich zugetragene von einer Lehramtsstudentin, die offenbar zu dumm für Strukturen jenseits von Hauptsatzreihungen ist, und trotz bereits dreimal verbockter Prüfung doch noch eine weitere Chance bekommen wird. Schließlich fehlen ja mal wieder an allen Ecken und Enden Lehrer. Daß die aktuelle Lehrgeneration mit 65 in Rente gehen würde, war ja nun aber auch wirklich nicht vorauszusehen. Da kann man der Politik keinen Vorwurf machen. Und bei so einem akuten Notstand muß man die Anforderungen schon mal ein wenig nach unten schrauben. Es geht ja auch um nichts Wichtiges. Das kann man daran sehen, daß zur Zeit jede Menge Geld in die Bildung gesteckt wird - oder war das die Wirtschaft? Die beiden bringe ich immer durcheinander.
Nun ja, aufgrund meiner momentanen Lebenswirklichkeit geht es mir hier aber gar nicht um den klassischen Schullehrer. Diese Phase habe ich ja schon lange hinter mir gelassen; und zu meiner Zeit war das Lehrniveau im Durchschnitt auch noch recht akzeptabel. Nein, diesmal geht es um das lebenslange Lernen. Zum Beispiel in Form einer
Ich finde ja, daß man sich spätestens bei so einer Nachfrage hinsetzen und über die Art und Länge der Vorbereitung nachdenken sollte. Man muß die Folien nicht auswendig kennen. Das verlangt niemand, aber man sollte schon einen gewissen Überblick erkennen lassen. Und die Power-Point-Präsentation selbst ist auch nicht gerade optimal. Einige Seiten sind beinahe völlig mit Text gefüllt, ein Fehler, auf den einen meines Wissens nach, sogar schon der PP-Assistent beim Programmstart hinweist. Außerdem sind viele der Zeichnungen offenbar aus obskuren Quellen kopiert und sind dementsprechend verwirrend, bzw. nicht ganz passend. Und es hilft sicher auch nicht, über einige Folien mit einem Satz einfach hinwegzugehen. Schließlich hat man sich schon bei der Konzeption des Ganzen Gedanken darüber gemacht, was man in welcher Reihenfolge vermitteln will und welche Folien dafür sinnvollerweise Teil der Präsentation sein müssen. Diese Gedanken hat sich unser Dozent aber offensichtlich nicht gemacht.
Besonders bitter fand ich einen anderen Fall von Nicht-Durchdachtheit. Am Freitag sollten wir eine Reihe von Übungsaufgaben im vor Ort installierten Projektmanagementsystem Microsoft Sharepoint beantworten. Dummerweise brauchte man für die Beantwortung aber gut eine halbe Stunde - eine Zeit während der ein Hintergrundscript entschied, daß man schon zu lange nichts mehr gemacht hat (es ist dabei immer dieselbe Seite geöffnet, in die man nur Stück für Stück Text einträgt) und den schlußendlichen Druck auf den Submit-Knopf daher mit einer schicken Fehlermeldung quittierte. Beim Klick auf den Zurück-Knopf des Browsers waren natürlich alle Eintragungen gelöscht, was nicht gerade für Begeisterungsstürme gesorgt hat. Daß alles gelöscht war, ist natürlich den Programmierern von Share-Point anzulasten. Aber dieser spezielle Fall zeigt auch die Schwächen des Dozenten auf, der, wenn er dieses Problem schon nicht voraussah, doch wenigstens einen Testlauf hätte unternehmen können. Und der wohl größte Fehler war es, nachdem das Problem einmal aufgetreten war, nicht sofort den restlichen Teilnehmern Bescheid zu sagen. So schwierig wäre es ja nicht gewesen, das Geschriebene eben im Editor zu sichern. Aber wenn man von nichts weiß, kann man natürlich auch nicht reagieren.
Diese Kolumne soll, das muß ich noch einmal deutlich machen, nicht als persönliche Kritik an meinem Dozenten verstanden werden. Denn, und das ist das Erschreckende, er ist bei weitem kein Einzelfall. In meinen Studienjahren habe ich einige Dozenten erleben können, die mindestens genauso unvorbereitet und didaktisch ungebildet daherkamen. Und das darf meiner Meinung nach einfach nicht sein. Es muß einfach sichergestellt werden, daß Menschen, die in irgendeiner Form in die Lehre gehen, auch eine entsprechende Ausbildung erfahren haben. Und während dieser Ausbildung muß vor allem eines stärker betont werden "Der Dozent ist verantwortlich für den Lernerfolg der Unterrichteten". Meine Erfahrung ist bisher, daß die Verantwortung für den Lernerfolg komplett oder zumindest zu einem überproportional großen Teil beim Lernenden gesehen wird. Das ist jedoch falsch. Vielmehr ist Lehren/Lernen eine Paartätigkeit, in der beide Seiten zu gleichen Teilen zum Erfolg beitragen müssen. Ich fürchte nur, daß es noch sehr lange dauern wird, bis diese Erkenntnis überall angekommen ist.
[Kreetrapper - 03.10.2005]