Blutbad im Kopf
Die allmontägliche Kolumne für die ganze Familie

Zu Besuch bei den kleinen Preisen



In den letzten Wochen hat Plus (ein Laden, von dem ich nicht so recht weiß, ob ich ihn zu den bösen Discountern zählen soll oder nicht) massiv für seine neuen Bioprodukte geworben. Sicherlich haben viele die großen Plakate oder die putzige Fernsehwerbung mit den kleinen Preisen gesehen. Da ich ja in meiner mir eigenen widersprüchlichen Weise sehr für den Verkauf von Bio-Produkten bin, sah ich das natürlich als einen Schritt in die richtige Richtung (ganz ähnlich wie die immer weiter wachsende Anzahl von Bio-Supermärkten, nicht zuletzt der neueste in Dortmund-Hombruch und die Rewe-eigene Kette Vierlinden), auch wenn der Name der Produktlinie BioBio nicht gerade von übermäßiger Intelligenz der Verantwortlichen zeugt. Wenigstens ist hier ganz klar, womit man es zu tun hat.

Also ging ich neulich in meinen lokalen Plus, um das Angebot zu prüfen. Begrüßt wurde ich mit riesigen BioBio-Schildern, die in allen Gängen hingen. Ein weiterer Beweis dafür, wie aggressiv Plus die neue Marke bewirbt, findet sich auch auf dem Kassenbon, wo der BioBio-Schriftzug (je häufiger ich das schreibe, desto dämlicher kommt es mir vor) mindestens die doppelte Größe des Plus-Logos erreicht. Die eigentlichen Produkte mußte ich dann allerdings mit der Lupe suchen und daß obwohl an jedem Regalmeter, der ein solches Produkt beherbergt, außer der normalen Artikelbeschreibung auch noch ein recht auffälliges, etwa handgroßes BioBio-Schild hängt. Im Endeffekt fand ich nur eine Handvoll Produkte, die alle nicht den großen Massenappeal haben: Tee, Müsli und diese abstrusen Gemüsesäfte, die es beispielsweise auch von Füllhorn gibt. Nebenbei: Ich kann kaum glauben, daß es wirtschaftlich geschickt ist, neben den Dauerbrennern Apfelsaft und Orangensaft nur so offensichtliche Ökosäfte wie Tomaten- oder eben Gemüsesaft anzubieten. Ich würde mir z.B. wünschen, daß Füllhorn, deren Apfelsaft zu meinen absoluten Lieblingssäften gehört, statt dieser abstrusen Geschmäcker lieber noch ein paar weniger abgedrehte ausprobierte.

Zurück zum Thema. Ich gebe zu, daß die geringe Auswahl damit zu tun haben könnte, daß mein lokaler Plus nicht besonders groß ist und daß es Samstag Nachmittag war, als ich diesen Einkauf unternahm. Daher ging ich in der nächsten Woche frohen Mutes in einen etwas weiter entfernten, aber dafür größeren Plus und wiederholte den Test. Hier war die Auswahl schon etwas größer. Immerhin gab es hier auch BioBio-Käse (eine Sorte) und -Wurst (zwei Sorten), außerdem Butter, Tiefkühlgemüse, Schlagsahne, Schwarzbrot und Joghurt. Im Vergleich zu dem immensen Angebot an Waren im Geschäft nimmt sich der Anteil an Bio-Produkten jedoch immer noch verschwindend gering aus. Am Ausgang lag sogar ein BioBio-Prospekt aus, so daß ich nun sicher sein kann, wieviele und welche Bio-Produkte Plus in sein Sortiment aufgenommen hat. Es sind dies insgesamt 38 Produkte, darunter sind aber einerseits diese bizarren Säfte und andererseits überraschend viele Gewürze (acht Stück!).

Der Prospekt ist, wie überhaupt die ganze Kampagne, sehr liebevoll gemacht. Er listet nicht nur alle Produkte auf, sondern erklärt auch, warum der Kauf von Bio-Produkten eine gute Idee ist, zeigt ein paar glückliche Eß-Models und weist noch einmal darauf hin, daß die Bio-Produkte bei Plus kein eigenes Regal haben, sondern einfach zu den passenden "normalen" Produkten sortiert werden - eine wichtige Entscheidung, um dem Otto-Normalverbraucher den Wechsel leichter zu machen.

Trotzdem, so lobenswert die Einführung dieser Produktlinie von Plus auch ist, der riesige Werbeaufwand, der darum gemacht wird, wird durch die doch sehr bescheiden ausgefallene Produktpalette eigentlich nicht gerechtfertigt. Viel weniger Bioprodukte finde ich in meinem Rewe auch nicht. Und der bemüht sich, im Vergleich zu anderen Rewe-Filialen, wirklich nicht besonders darum.


[Kreetrapper - 01.08.2005]