Blutbad im Kopf
Die allmontägliche Kolumne für die ganze Familie
Tschuldigung, ich suche Arbeit
5,2 Millionen Arbeitslose. Und das bei dramatisch sinkender Bevölkerungszahl. Wo kommen die eigentlich alle her?
Im Zeitalter der Automatisierung und Computerisierung gibt es verständlicherweise immer weniger Arbeit, für deren Verrichtung Menschen benötigt werden. Es scheint also nur logisch, daß bei zunehmender Automatisierung immer mehr Menschen arbeitslos werden.
Über kurz oder lang werden alle einfachen Arbeiten von Maschinen ausgeführt werden. In einer idealen, solidarischen Welt ist das im übrigen auch ein erstrebenswerter Zustand, denn viele dieser Arbeiten (zum Beispiel Fließbandarbeiter oder Supermarktkassiererin) sind extrem stupide und sind für die Menschen, die sie ausführen, bestenfalls lästig. Schlimmstenfalls führen sie sogar die langsame Verdummung noch schneller herbei als Fernsehen alleine das tut.
Aber zurück zum Thema. Wenn all solche einfachen Arbeiten automatisiert wurden, wird zwar auch einiges an neuer Arbeit bei der Konzeption, Konstruktion, Programmierung und Wartung dieser Maschinen anfallen, aber voraussichtlich werden dann weniger menschliche Arbeitskräfte benötigt als vorher. Die logische Schlußfolgerung scheint zu sein, daß man sich über kurz oder lang (eher kurz) von der klassischen Idee der Vollbeschäftigung verabschieden und alternative Gesellschaftsmodelle entwickeln muß. Zum Beispiel die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Bürger. Diese an sich sehr sympathische Idee ist allerdings beim Aspekt der Finanzierung etwas schwach auf der Brust. Doch die Grundidee ist nicht schlecht und verdient eine öffentliche Diskussion sicherlich eher als die momentane Kapitalismuskritik. Der können zwar fast alle Menschen relativ leicht zustimmen, aber ernsthafte Konsequenzen sind hieraus eher nicht zu erwarten ich wüßte auch nicht, welche.
Aber das ist momentan noch Zukunftsmusik. Schauen wir in die Medien und (vor allem) in unsere alltägliche Lebenswelt stellen wir fest, daß wir in vielen Teilen diesen Punkt noch lange nicht erreicht haben und daß die Automatisierung nur für einige Arbeitslose verantwortlich ist, aber bei weitem nicht für alle und vermutlich nicht einmal für den Großteil. Ich behaupte vielmehr:
Es ist (noch) genug Arbeit für alle da, es ist nur niemand mehr bereit, dafür zu bezahlen.
Durch nur kurzes Nachdenken, müßte das jedem einleuchten, der einerseits die immensen Arbeitslosenzahlen vor Augen hat, und andererseits immer lautere Forderungen nach längerer Wochen- und Lebensarbeitszeit von Seiten der Industrie hört. Auch dem mathematischen Laien dürfte schnell aufgehen, daß längere Arbeitszeiten eher bedeuten, daß weniger Menschen mehr Arbeit erledigen. Daß dadurch neue Arbeitsplätze quasi aus dem Nichts entstehen, glaubt wohl nur ein Geisteskranker, ein Wirtschaftswissenschaftler oder ein Politiker.
Ein besonders schönes Beispiel (und eine hervorragende Angriffsfläche) für all dies bietet sicherlich die öffentliche Hand. Gebetsmühlenartig muß man sich zur Zeit von sehr vielen Politikern (allen voran der sonst so sympathische Landesvater der Westfalen Peer Steinbrück) anhören, daß Politik keine Arbeitsplätze schaffen könne, sondern lediglich gute Rahmenbedingungen. Ich sage: Das ist Blödsinn! Man muß nur einen kleinen Moment nachdenken, um zu merken, wer der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Bundesrepublik ist. Die Schlaueren werden es erraten haben: Der Staat selbst. Man denke nur an all die Polizisten und Lehrer und natürlich an die Myriaden von Verwaltungsangestellten.
Ein aktuelles Beispiel aus meinem Lebensalltag: Das Arbeitsamt steckt Unsummen in die Änderung seines Namens in "Agentur für Arbeit" und plant zur Zeit ernsthaft, weiteres Geld dafür zu verplempern, sein altgedientes, überall bekanntes Logo zu ändern. Gleichzeitig muß der gemeine Arbeitssuchende sich mit lächerlichen 5 Stunden Öffnungszeit am Tag zufrieden geben. Und als Empfänger von ALG II bekommt man sogar eine Sonderbehandlung, da die "Service"zeiten hier nur 3,5 (dreieinhalb!) Stunden pro Tag betragen. Und das ganze 4 Tage in der Woche. Das sind pro Woche insgesamt 14 Stunden. Zum Vergleich: Die oft gescholtenen Dortmunder Stadtwerke erreichen in ihrem Info- und Verkaufscentern in der Innenstadt eine solche Öffnungszeit beinahe an EINEM Tag (werktags sind sie von 8-20 Uhr geöffnet). Doch das sind noch nicht alle Probleme der "Agentur". Damit nicht so viel Leerlauf ensteht, hat man auch die Zahl der Sachbearbeiter, die zu diesen Zeiten zur Verfügung stehen, sicherheitshalber sehr klein gewählt. Wartezeiten von 2 Stunden sind da keine Seltenheit. Ganz zu schweigen von oft nicht hinreichend geklärten Zuständigkeiten. Ebenfalls überarbeitungswürdig ist der traurige Internetauftritt der "Agentur". An Deep Links ist hier dank kryptischer Session-IDs nicht im Traum zu denken. Und zur Übersichtlichkeit muß ich nur erzählen, daß mir ein Mitarbeiter dort tatsächlich geraten hat, eine bestimmte Unterseite zu ergoogeln. Das sei der einfachste Weg, um diese zu erreichen. Auch hier besteht dringend Handlungsbedarf.
Hier muß doch der Staat seiner Sorgfaltspflicht nachkommen. Mit einem Male kann bei der Agentur für Arbeit nicht nur deutlich besserer Service geboten, sondern auch gleichzeitig ein Haufen Arbeitsplätze geschaffen werden. Warum werden die Arbeitslosen nicht hier eingesetzt, wo dringend neue Mitarbeiter von Nöten wären? Und als Bonus hätte man auch gleich Angestellte, die die Situation ihrer Kunden gut verstehen können. Klingt ideal, oder? Aber warum kommt kein Politiker auf diese Idee?
[Kreetrapper - 09.05.2005 [wegen technischer Probleme erst am 12.05. veröffentlicht]]
Im Zeitalter der Automatisierung und Computerisierung gibt es verständlicherweise immer weniger Arbeit, für deren Verrichtung Menschen benötigt werden. Es scheint also nur logisch, daß bei zunehmender Automatisierung immer mehr Menschen arbeitslos werden.
Über kurz oder lang werden alle einfachen Arbeiten von Maschinen ausgeführt werden. In einer idealen, solidarischen Welt ist das im übrigen auch ein erstrebenswerter Zustand, denn viele dieser Arbeiten (zum Beispiel Fließbandarbeiter oder Supermarktkassiererin) sind extrem stupide und sind für die Menschen, die sie ausführen, bestenfalls lästig. Schlimmstenfalls führen sie sogar die langsame Verdummung noch schneller herbei als Fernsehen alleine das tut.
Aber zurück zum Thema. Wenn all solche einfachen Arbeiten automatisiert wurden, wird zwar auch einiges an neuer Arbeit bei der Konzeption, Konstruktion, Programmierung und Wartung dieser Maschinen anfallen, aber voraussichtlich werden dann weniger menschliche Arbeitskräfte benötigt als vorher. Die logische Schlußfolgerung scheint zu sein, daß man sich über kurz oder lang (eher kurz) von der klassischen Idee der Vollbeschäftigung verabschieden und alternative Gesellschaftsmodelle entwickeln muß. Zum Beispiel die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Bürger. Diese an sich sehr sympathische Idee ist allerdings beim Aspekt der Finanzierung etwas schwach auf der Brust. Doch die Grundidee ist nicht schlecht und verdient eine öffentliche Diskussion sicherlich eher als die momentane Kapitalismuskritik. Der können zwar fast alle Menschen relativ leicht zustimmen, aber ernsthafte Konsequenzen sind hieraus eher nicht zu erwarten ich wüßte auch nicht, welche.
Aber das ist momentan noch Zukunftsmusik. Schauen wir in die Medien und (vor allem) in unsere alltägliche Lebenswelt stellen wir fest, daß wir in vielen Teilen diesen Punkt noch lange nicht erreicht haben und daß die Automatisierung nur für einige Arbeitslose verantwortlich ist, aber bei weitem nicht für alle und vermutlich nicht einmal für den Großteil. Ich behaupte vielmehr:
Es ist (noch) genug Arbeit für alle da, es ist nur niemand mehr bereit, dafür zu bezahlen.
Durch nur kurzes Nachdenken, müßte das jedem einleuchten, der einerseits die immensen Arbeitslosenzahlen vor Augen hat, und andererseits immer lautere Forderungen nach längerer Wochen- und Lebensarbeitszeit von Seiten der Industrie hört. Auch dem mathematischen Laien dürfte schnell aufgehen, daß längere Arbeitszeiten eher bedeuten, daß weniger Menschen mehr Arbeit erledigen. Daß dadurch neue Arbeitsplätze quasi aus dem Nichts entstehen, glaubt wohl nur ein Geisteskranker, ein Wirtschaftswissenschaftler oder ein Politiker.
Ein besonders schönes Beispiel (und eine hervorragende Angriffsfläche) für all dies bietet sicherlich die öffentliche Hand. Gebetsmühlenartig muß man sich zur Zeit von sehr vielen Politikern (allen voran der sonst so sympathische Landesvater der Westfalen Peer Steinbrück) anhören, daß Politik keine Arbeitsplätze schaffen könne, sondern lediglich gute Rahmenbedingungen. Ich sage: Das ist Blödsinn! Man muß nur einen kleinen Moment nachdenken, um zu merken, wer der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Bundesrepublik ist. Die Schlaueren werden es erraten haben: Der Staat selbst. Man denke nur an all die Polizisten und Lehrer und natürlich an die Myriaden von Verwaltungsangestellten.
Ein aktuelles Beispiel aus meinem Lebensalltag: Das Arbeitsamt steckt Unsummen in die Änderung seines Namens in "Agentur für Arbeit" und plant zur Zeit ernsthaft, weiteres Geld dafür zu verplempern, sein altgedientes, überall bekanntes Logo zu ändern. Gleichzeitig muß der gemeine Arbeitssuchende sich mit lächerlichen 5 Stunden Öffnungszeit am Tag zufrieden geben. Und als Empfänger von ALG II bekommt man sogar eine Sonderbehandlung, da die "Service"zeiten hier nur 3,5 (dreieinhalb!) Stunden pro Tag betragen. Und das ganze 4 Tage in der Woche. Das sind pro Woche insgesamt 14 Stunden. Zum Vergleich: Die oft gescholtenen Dortmunder Stadtwerke erreichen in ihrem Info- und Verkaufscentern in der Innenstadt eine solche Öffnungszeit beinahe an EINEM Tag (werktags sind sie von 8-20 Uhr geöffnet). Doch das sind noch nicht alle Probleme der "Agentur". Damit nicht so viel Leerlauf ensteht, hat man auch die Zahl der Sachbearbeiter, die zu diesen Zeiten zur Verfügung stehen, sicherheitshalber sehr klein gewählt. Wartezeiten von 2 Stunden sind da keine Seltenheit. Ganz zu schweigen von oft nicht hinreichend geklärten Zuständigkeiten. Ebenfalls überarbeitungswürdig ist der traurige Internetauftritt der "Agentur". An Deep Links ist hier dank kryptischer Session-IDs nicht im Traum zu denken. Und zur Übersichtlichkeit muß ich nur erzählen, daß mir ein Mitarbeiter dort tatsächlich geraten hat, eine bestimmte Unterseite zu ergoogeln. Das sei der einfachste Weg, um diese zu erreichen. Auch hier besteht dringend Handlungsbedarf.
Hier muß doch der Staat seiner Sorgfaltspflicht nachkommen. Mit einem Male kann bei der Agentur für Arbeit nicht nur deutlich besserer Service geboten, sondern auch gleichzeitig ein Haufen Arbeitsplätze geschaffen werden. Warum werden die Arbeitslosen nicht hier eingesetzt, wo dringend neue Mitarbeiter von Nöten wären? Und als Bonus hätte man auch gleich Angestellte, die die Situation ihrer Kunden gut verstehen können. Klingt ideal, oder? Aber warum kommt kein Politiker auf diese Idee?
[Kreetrapper - 09.05.2005 [wegen technischer Probleme erst am 12.05. veröffentlicht]]