Blutbad im Kopf
Die allmontägliche Kolumne für die ganze Familie
Macht's gut, Ihr Trottel!
Am letzten Dienstag bekam ich endlich mehr oder weniger feierlich meine
Magisterurkunde überreicht. Das Programm war geschickt so geplant, daß
man sich alle langweiligen Elemente anhören mußte, bevor zum Schluß die
Zeugnisse überreicht wurden. Diese Elemente waren glücklicherweise auf
drei reduziert worden. Eine immense Erleichterung ging durch einen
Großteil der Teilnehmer, als sie das Programm in Händen hielten - im
Voraus sind natürlich keinerlei Informationen durchgesickert, die über
das Nötigste (also Ort und Zeit) hinausgingen. Die Universität gibt sich
nach wie vor nicht die geringste Mühe, ein positives Bild von
Menschennähe oder wenigstens Professionalität nach außen zu vermitteln,
auch wenn der Dekan ganz anders daherredet. Wenn man ihn als Absolvent
so davon reden hört, wie sehr ihm persönlich jeder einzelne Student am
Herzen liegt, muß man sich schon fragen, ob er diesen Quatsch
tatsächlich glaubt oder ob er seine Studenten einfach nur für
unglaublich dumm hält. So erfuhr ich - und mit mir alle anderen
Anwesenden - erst als ich schon auf der Veranstaltung war, daß ich mir anhören dürfen
würde, wie zwei Magisterabsolventen sich über ihre jeweilige Arbeit
elaborieren. Da es sich um Geistes"wissenschaftler" handelte, waren die
Vorträge natürlich nahezu inhaltsleer und größtenteils auch wenig
unterhaltsam. Immerhin nahm ich aus dem ersten mit, daß es sich lohnen
könnte, die Filme von Alain Resnais
anzusehen. Dafür gab es aber auch einen sehr krassen "Was zum Geier?"-Moment, als
die Vortragende plötzlich anfing sich bei ihren Eltern und Freunden
(allerdings nicht bei Gott - This
is not America) zu bedanken, als hätte sie gerade den Oscar
gewonnen. Gott sei Dank waren beide Vorträge recht kurz und wurden von
angenehmer Mandolinenmusik umrahmt.
Fotos der ganzen Veranstaltung gibt es hier auf der Seite des Prüfungsamts. "Wieso auf der Seite des Prüfungsamts und nicht direkt auf der Homepage des Dekanats", fragt Ihr? Vielleicht damit man die Freude des Suchens genießen kann. Vielleicht damit keine Unbefugten die Bilder finden. Vielleicht ist es auch einfach Inkompetenz der Verantwortlichen. Wer wie ich an der Ruhr-Universität studiert hat, tendiert vermutlich stark zu einem der drei Szenarien; den anderen möchte ich meine Vermutungen jedoch selbstverständlich nicht aufzwingen.
Alles in allem ein sehr unspektakulärer Event und irgendwie fehlte mir der Teil, wo man den Professoren sein Farewell-Fuck-You entgegenschleudern kann. Da fiel mir ein, daß ja in letzter Zeit immer mehr davon zu lesen ist, daß im Zeitalter des Internet, tatsächlich alle Macht vom Volk ausgeht. Also nutze ich die Macht des Netzes und mache das hier. Ich präsentiere also die erst(- und wohl ein-)malige Vergabe der Vergoldeten Hörsäle am Stiel.
Der Bizarro-Award für die seltsamsten Anreden geht an die Fakultät für Sprachwissenschaft.
Hier habe ich mir angewöhnt, die Lehrenden mit dem Vornamen zu bezeichnen (einige sogar im direkten Gespräch) und die Studenten mit dem Nachnamen (weil man diese halt zuerst in den Seminaren aufschnappte).
Der "Die Guten verlassen uns immer zu früh"-Gedächtnis-Award geht an Edgar Rudolph.
"Der Eddie" war sicherlich der verständnisvollste Dozent der ganzen Uni. Unvergessen wie er einen Täuschungsversuch (komplette Abschlußprüfung abgeschrieben) als persönliches Versagen wertete ("Es ist meine Schuld, daß Sie betrogen haben. Ich habe Sie nicht gut genug unterrichtet.") und der betreffenden reuigen Studentin sofort eine Nachprüfung anbot.
Der "I'm so fucking full of myself"-Diktator-Award geht an Tibor Kiss.
Man konnte regelrecht beobachten, wie er von Semester zu Semester mehr von seiner Macht berauscht war. In meinem ersten Semester waren es noch scherzhafte Kommentare vom Schlage eines "Ich habe recht, denn ich bin der Professor". Nur wenige Jahre später, in meinem Abschlußsemester, war es schon so weit, daß keiner der Studenten gut genug war, um an "seinem Masterstudiengang" teilzunehmen, was aber nur mit seiner Zustimmung möglich war.
Der Zum-Schreien-inkompetent-Award geht an Doris Schönefeld.
Sie hat es geschafft, bei einer Mitstudentin erst zu vergessen, ihren Teil der Prüfungsanmeldung einzureichen, als es dann soweit war, die Prüfungsthemen vergessen und ihren Prüfling panisch auf dem Handy angerufen und bei der Prüfungsvorbereitung nach Kursen gefragt, die es gar nicht geben kann (weil sie als einzige Vollzeit-Linguistin der Anglistik sie nicht anbietet). Unvergessen auch ein schlimmer Fall von Computer-Illiteracy: "dann drücken Sie mal die Steuertaste".
Den Verdammt-cooler-Name-Award teilen sich Tibor Kiss und Nikolaus Himmelmann
Der Wen-kümmern-schon-die-Magisterstudenten-Award geht an das Germanistische Institut.
Immer häufiger mußte man sich in den ersten und letzten Veranstaltungen eines Seminars mit den Sonderbarkeiten der neuen gestuften Studiengänge herumschlagen, auch wenn einen das als Magisterstudenten überhaupt nicht zu kümmern brauchte. Oft mußte man als Nicht-Bachelor in diesen Momenten sein Buch aus der Tasche nehmen und viel zu oft konnte man es erst zum Ende der Sitzung wieder einpacken. Wenn gerade kein Buch vorhanden war, konnte man stattdessen seinen wertvollen Lebenssekunden beim Verrinnen zusehen.
Der Wir-wissen-nicht-mal-wie-man-Organisation-schreibt-Award geht an das Institut für Sprachlehrforschung für sein elegantes Anmeldeverfahren für Spanischkurse.
Stundenlanges Anstehen in einem überfüllten, luftarmen Gang und das nur, um seine Präferenzen auf einem Zettel zu notieren, damit die tatsächliche Kursvergabe dann per Los geschieht. Und das alles in einem Zeitraum von 2 Stunden, was bei der Menge an Interessenten natürlich viel zu knapp bemessen ist. Gerüchteweise soll es im Optionalbereich noch schlimmer zugegangen sein, aber da ich das glücklicherweise nicht aus erster Hand bestätigen kann, konnten die Damen und Herren dort für den Preis leider nicht berücksichtigt werden.
Der nicest-immigrant-in-town-Award geht an John Poziemski.
Lange Zeit war es hier knapp, doch in letzter Sekunde hat sich der Mitbewerber Luuk Houwen den entscheidenden Fehler geleistet, bei der Auswahl der Leute, die er prüft, mit zweierlei Maß zu messen. Hätte ich meine Endprüfung bei ihm machen können, sähe mein Zeugnis heute mit Sicherheit besser aus.
[Kreetrapper - 07.02.2005]
Fotos der ganzen Veranstaltung gibt es hier auf der Seite des Prüfungsamts. "Wieso auf der Seite des Prüfungsamts und nicht direkt auf der Homepage des Dekanats", fragt Ihr? Vielleicht damit man die Freude des Suchens genießen kann. Vielleicht damit keine Unbefugten die Bilder finden. Vielleicht ist es auch einfach Inkompetenz der Verantwortlichen. Wer wie ich an der Ruhr-Universität studiert hat, tendiert vermutlich stark zu einem der drei Szenarien; den anderen möchte ich meine Vermutungen jedoch selbstverständlich nicht aufzwingen.
Alles in allem ein sehr unspektakulärer Event und irgendwie fehlte mir der Teil, wo man den Professoren sein Farewell-Fuck-You entgegenschleudern kann. Da fiel mir ein, daß ja in letzter Zeit immer mehr davon zu lesen ist, daß im Zeitalter des Internet, tatsächlich alle Macht vom Volk ausgeht. Also nutze ich die Macht des Netzes und mache das hier. Ich präsentiere also die erst(- und wohl ein-)malige Vergabe der Vergoldeten Hörsäle am Stiel.
Der Bizarro-Award für die seltsamsten Anreden geht an die Fakultät für Sprachwissenschaft.
Hier habe ich mir angewöhnt, die Lehrenden mit dem Vornamen zu bezeichnen (einige sogar im direkten Gespräch) und die Studenten mit dem Nachnamen (weil man diese halt zuerst in den Seminaren aufschnappte).
Der "Die Guten verlassen uns immer zu früh"-Gedächtnis-Award geht an Edgar Rudolph.
"Der Eddie" war sicherlich der verständnisvollste Dozent der ganzen Uni. Unvergessen wie er einen Täuschungsversuch (komplette Abschlußprüfung abgeschrieben) als persönliches Versagen wertete ("Es ist meine Schuld, daß Sie betrogen haben. Ich habe Sie nicht gut genug unterrichtet.") und der betreffenden reuigen Studentin sofort eine Nachprüfung anbot.
Der "I'm so fucking full of myself"-Diktator-Award geht an Tibor Kiss.
Man konnte regelrecht beobachten, wie er von Semester zu Semester mehr von seiner Macht berauscht war. In meinem ersten Semester waren es noch scherzhafte Kommentare vom Schlage eines "Ich habe recht, denn ich bin der Professor". Nur wenige Jahre später, in meinem Abschlußsemester, war es schon so weit, daß keiner der Studenten gut genug war, um an "seinem Masterstudiengang" teilzunehmen, was aber nur mit seiner Zustimmung möglich war.
Der Zum-Schreien-inkompetent-Award geht an Doris Schönefeld.
Sie hat es geschafft, bei einer Mitstudentin erst zu vergessen, ihren Teil der Prüfungsanmeldung einzureichen, als es dann soweit war, die Prüfungsthemen vergessen und ihren Prüfling panisch auf dem Handy angerufen und bei der Prüfungsvorbereitung nach Kursen gefragt, die es gar nicht geben kann (weil sie als einzige Vollzeit-Linguistin der Anglistik sie nicht anbietet). Unvergessen auch ein schlimmer Fall von Computer-Illiteracy: "dann drücken Sie mal die Steuertaste".
Den Verdammt-cooler-Name-Award teilen sich Tibor Kiss und Nikolaus Himmelmann
Der Wen-kümmern-schon-die-Magisterstudenten-Award geht an das Germanistische Institut.
Immer häufiger mußte man sich in den ersten und letzten Veranstaltungen eines Seminars mit den Sonderbarkeiten der neuen gestuften Studiengänge herumschlagen, auch wenn einen das als Magisterstudenten überhaupt nicht zu kümmern brauchte. Oft mußte man als Nicht-Bachelor in diesen Momenten sein Buch aus der Tasche nehmen und viel zu oft konnte man es erst zum Ende der Sitzung wieder einpacken. Wenn gerade kein Buch vorhanden war, konnte man stattdessen seinen wertvollen Lebenssekunden beim Verrinnen zusehen.
Der Wir-wissen-nicht-mal-wie-man-Organisation-schreibt-Award geht an das Institut für Sprachlehrforschung für sein elegantes Anmeldeverfahren für Spanischkurse.
Stundenlanges Anstehen in einem überfüllten, luftarmen Gang und das nur, um seine Präferenzen auf einem Zettel zu notieren, damit die tatsächliche Kursvergabe dann per Los geschieht. Und das alles in einem Zeitraum von 2 Stunden, was bei der Menge an Interessenten natürlich viel zu knapp bemessen ist. Gerüchteweise soll es im Optionalbereich noch schlimmer zugegangen sein, aber da ich das glücklicherweise nicht aus erster Hand bestätigen kann, konnten die Damen und Herren dort für den Preis leider nicht berücksichtigt werden.
Der nicest-immigrant-in-town-Award geht an John Poziemski.
Lange Zeit war es hier knapp, doch in letzter Sekunde hat sich der Mitbewerber Luuk Houwen den entscheidenden Fehler geleistet, bei der Auswahl der Leute, die er prüft, mit zweierlei Maß zu messen. Hätte ich meine Endprüfung bei ihm machen können, sähe mein Zeugnis heute mit Sicherheit besser aus.
[Kreetrapper - 07.02.2005]