Werbung - die Geißel unserer Zeit

Ui, klingt das nicht ein bißchen zu krass? Möglicherweise. Aber denkt doch mal nach. Was nervt Euch eigentlich am meisten in der Welt. Klar, die Antwort auf diese Frage ist fast jeden Tag eine andere, aber wenn man ein paar mal die "Das nervt"-Top Ten aufstellt, merkt man ziemlich schnell, daß Werbung immer einen der vorderen Plätze belegt.

1. Beispiel: Ich gehe ins Kino. Auf der Karte steht "Beginn 20.00 Uhr", aber die erste halbe Stunde (mindestens) bekomme ich nur Werbung zu sehen. Und meistens auch noch schlechte.

2. Beispiel: Ich bin etwas bequem (um nicht zu sagen: leichtsinnig) und surfe immer noch mit dem Internet Explorer im World Wide Web. Im Sekundentakt poppen irgendwelche Fenster auf, die ich nicht angefordert habe und die ich vor allem überhaupt nicht sehen will. Resultat ist einerseits deutlich langsamerer Aufbau der Seite, die ich eigentlich suche und andererseits eine Unmenge von Fenstern, die ich alle mühselig schließen muß, ohne dabei aus Versehen das eine Fenster zu schließen, das ich wirklich brauche.

3. und aktuellstes Beispiel: Spam. Wenn man der Presse glauben darf, dann sind mehr als die Hälfte aller E-Mails, die auf der ganzen Welt versandt werden, unverlangte Werbung. Das führt dazu, daß das Medium E-Mail über kurz oder lang völlig unbrauchbar wird, da man in dem ganzen Müllberg die wichtigen Nachrichten gar nicht mehr finden kann. Klar, es gibt Mittel, um der Spamflut Herr zu werden. Zum einen Filterprogramme wie Spam Assassin, zum anderen sind einige Leute inzwischen so weit, daß sie nur noch mit einer Whitelist arbeiten. Das heißt, sie nehmen nur noch Mails von Leuten an, die sie kennen. Daß das auf Dauer keine Lösung sein kann, sieht jeder.

Mir stellt sich hier allerdings eine viel zentralere Frage: Was bezweckt diese Werbung überhaupt? Bei Spam wird sicherlich jeder von Euch dieser Frage beipflichten. Ich kenne niemanden, der ernsthaft ganz dringend seine Geschlechtsteile vergrößern möchte (und selbst wenn, würde man sich dann sicher nicht an Leute wenden, die offensichtlich nicht einmal ihren eigenen Namen richtig schreiben können). Ich meine, wer denkt denn wirklich darüber nach, seine Hypothek abzubezahlen, indem er dem Premierminister von Nigeria dabei hilft, den Staatsschatz zu veräußern. Niemand, der noch bei Verstand ist, sollte man meinen.

In ähnlichem Maße gilt das bei mir auch für "ernst gemeinte" Werbung. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal von Werbung in meiner Kaufentscheidung habe beinflussen lassen. Im besten Fall macht mich Werbung darauf aufmerksam, daß es ein bestimmtes Produkt gibt. Meine Kaufentscheidung hängt dann aber von anderen Dingen, wie Preis, Qualität oder von mir aus auch Design, ab. Im schlimmsten Fall führt Werbung sogar dazu, daß ich manche Produkte bewußt nicht kaufe. Die seit Jahren unerträgliche Bi-Fi-Werbung wäre ein Beispiel hierfür. Ich denke mir nun folgendes: Bin ich mit diesem Verhalten so ungewöhnlich? Das halte ich für unwahrscheinlich. Dann muß es aber doch vielen, wenn nicht sogar den meisten Verbrauchern so gehen.

Es sieht also so aus, als bewirke Werbung wenig. Dennoch werden Jahr für Jahr Milliarden dafür ausgegeben und uns Kinogängern, Fernsehguckern oder Zeitschriftenlesern wird Tag für Tag mehr der Spaß an den Medien verdorben. Wenn in Fernsehsendungen den Schauspielern mit einem Werbeblock das Wort abgeschnitten wird, reicht es mir. Das kann doch kein erstrebenswerter Zustand sein. Viel schlimmer noch: Wo soll das noch hinführen, wenn die Werbeindustrie immer schwerere Geschütze auffahren muß, um den abgehärteten Menschen von heute überhaupt noch zu erreichen. Mich würde es nicht wundern, wenn mir demnächst ständig ein Mann hinterherläuft, der mich über die Vorteile von West-Zigarretten aufklärt. Doch, wenn man bedenkt, wie weit sich heutige Werbung von "Produktinformationen" entfernt hat, wird er mir vermutlich nur immer wieder "TEST THE WEST!" ins Ohr schreien, bis ich taub bin.

Na das sind ja schöne Aussichten.


[Kreetrapper - 25.02.2004]