Eine Kindheit im Iran
Autor/Zeichner: | Marjane Satrapi |
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Titel: | Persepolis |
Originaltitel: | Persepolis |
Übersetzung: | Stephan Pörtner |
Verlag: | Edition Moderne |
Erscheinungsjahr: | 2004 (Original: 2000/01) |
Umfang: | 160 Seiten |
Preis: | € 22 |
Autobiographische Comics sind schwer in Mode. Sei es das vor einiger Zeit hier bereits besprochene Held, Trondheims Approximate Continuum Comics oder das demnächst von Speed nach Deutschland gebrachte Blankets von Craig Thompson. Marjane Satrapis Persepolis reiht sich hier ein, hat aber eine Besonderheit: Satrapi ist im Iran aufgewachsen. Da islamische Kultur heutzutage ja ein Schlüsselthema der öffentlichen Diskussion ist, hat das deutschsprachige Erscheinen dieses Comics einigen Medienrummel hervorgerufen und die Feuilletonisten der Süddeutschen, des Spiegels und wahrscheinlich auch zahlreicher anderer Blätter stark beschäftigt. So weit mir bekannt ist, war die Meinung einhellig positiv und nachdem ich es nun selbst gelesen habe, kann ich das nur bestätigen.
Im Gegensatz zum Ansatz von Held, das mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet, behandelt Persepolis nur einen recht kurzen, aber dafür entscheidenden Abschnitt im Leben der kleinen Marjane: die Jahre 1979 bis 1984, vielleicht der bewegendste Abschnitt in der unruhigen politischen Geschichte des Iran. Es ist die Geschichte von Marjane und ihrer Familie, aber gleichzeitig ist es eben auch die Geschichte des Iran, der sich wieder und wieder verändert, aber meistens leider nicht zum besseren.
Dadurch, daß Satrapi häufig einfach Anekdoten aus ihrem ganz normalen Alltag erzählt, gelingt es ihr ganz beiläufig, die kulturellen und politischen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten des Iran mit westeuropäischen Ländern aufzuzeigen. Hier wie dort sind damals Kim Wilde oder Iron Maiden angesagt, aber Marjane muß ihre Kassetten auf dem Schwarzmarkt kaufen und darauf hoffen, daß es ihren Eltern gelingt, verbotenes imperialistisches Kulturgut (d.h. Poster) aus ihrem Türkeiurlaub ins Land zu schmuggeln.
Die Zeichnungen sind relativ simpel, Hintergründe gibt es nur selten, aber auf diese Weise kommt der Inhalt der Geschichte nur noch stärker zum Tragen, da man nicht durch zeichnerische Tricks und Spielereien abgelenkt wird. Im Laufe der Handlung spitzen sich die Ereignisse immer mehr zu, so daß es dem Leser manchmal schwer fällt, nicht schockiert zu sein. Und das, obwohl die Zeichnungen niemals wirklich explizit werden und sich die schlimmsten Dinge immer off-panel ereignen - oder vielleicht gerade deshalb.
[Kreetrapper - 20.04.2004]