Cable - The Undying




Autor: Robert Weinberg
Zeichner: Michael Ryan
Verlag: Marvel Comics
Erscheinungsjahr: 2000
Umfang: 6 Hefte a 24 Seiten
Serie: Cable
Ausgaben: # 79-84




Kurze Zusammenfassung für alle, die nicht mit dem Charakter vertraut sind: Cable, Nathan Summers, ist einer der X-Men (bekannt durch den gleichnamigen Film), ein Mutant. Er kommt aus einer schrecklichen Zukunft, in der Menschen und Mutanten Krieg führen, und ist in unsere Gegenwart gereist, um diese Zukunft zu verhindern und sich für ein friedliches Miteinander von Mensch und Mutant einzusetzen.

Cable hat lange Zeit unter häufig wechselnden, mittelmäßigen bis schlechten Autoren gelitten und so ist es um so erfreulicher, welch enorme Qualitätssteigerung die Serie unter dem neuen Autor Robert Weinberg erfahren hat. Cable ist Weinbergs erster Comic, aber er ist bereits seit Jahren als Autor von Horrorromanen erfolgreich und hat z.B. eine Trilogie zu White Wolfs Rollenspiel Vampire verfaßt, die ebenfalls außergewöhnlich gelungen ist.

Weinbergs erste Ausgabe ist ein guter Startpunkt für Neueinsteiger, da sie Teil des Revolution-Konzepts ist. Damit wollte Marvel seinen Mutantenserien (X-Men, Wolverine, X-Force, X-Man, Generation X, Gambit und eben auch Cable) eine Generalüberholung verpassen. Man holte neue Autoren und Zeichner für diese Titel und ließ auf der inhaltlichen Seite 6 Monate off-panel vor der jeweils ersten Revolutions-Ausgabe verstreichen, so daß die neuen Teams sich nicht mit allzuviel übriggebliebenen Nebenhandlungen herumschlagen mußten. Bei Cable hat dieses Konzept hervorragend funktioniert. Weinberg bringt viele neue Elemente in Cables Welt, ohne dabei jedoch ganz den Kontakt zur Vergangenheit des Charakters zu verlieren. So bleibt Cables Supporting-Cast Blaquesmith, sein Mentor, und Irene Merryweather, die Cables Abenteuer für die Nachwelt festhält, bestehen und es geben mit Blockade und Domino auch bekannte Gesichter Gastauftritte. Gleichzeitig sieht sich Cable aber einer neuen Bedrohung gegenüber, den Undying. Die Grundidee dieser Kreaturen erinnert ein wenig an den Film Dämon (Originaltitel: Fallen) mit Denzel Washington (bis hin zu dem Namen Azazel), da die Undying körperwechselnde Mordmaschinen sind. Man sieht hier und auch in den mysteriösen drei Hexen, daß Weinberg aus dem Horror-Genre kommt. Er zeigt aber auch, daß er sich nicht darauf beschränken muß, da auch eine gehörige Portion Science-Fiction hinzugemischt wird, wie es sich für einen Charakter wie Cable gehört. Die Story wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf und ist voller cooler Ideen, die schlechtere Autoren über sehr viel längere Zeit hinausgezögert hätten.

Weinberg schafft es eine gute Mischung zwischen Altem und Neuem zu bewahren. Er behält Cables Vergangenheit im Hinterkopf (was in dem folgenden, in Ausgabe 85 beginnenden Handlungsfaden noch viel deutlicher wird) und bringt gleichzeitig frische neue Ideen. Etwas was seinem Kollegen Chris Claremont mit den X-Men leider nicht so überzeugend gelungen ist. Wo Claremont unzählige neue Bedrohungen auf die X-Men hetzt, ohne sich die Zeit zu nehmen, deren Hintergrund genauer zu beleuchten, geht Weinberg das Ganze ruhiger an, ohne jedoch langweilig zu werden. Alles in allem kann ich diesen Handlungsbogen (und bis Cable # 90 auch Weinbergs kompletten Run) nur empfehlen. Cable ist sicher nicht so innovativ wie einige andere Serien, die derzeit auf dem Markt sind (Planetary, 100 Bullets o.ä.), da es sich halt immer noch um einen klassischen Superhelden-Comic handelt. Weinberg bringt aber zumindest inhaltlich (wenn auch nicht stilistisch wie Priest in Black Panther) einige sehr interessante Ideen und macht damit Cable zu einem der lesbarsten X-Books, das netterweise auch fast völlig von Crossovern verschont bleibt.


[Kreetrapper - 05.04.2001]