Lost in Kino 11




Titel: Lost in Translation
Originaltitel: Lost in Translation
Land/Jahr: USA/Japan 2003
Länge: 105 min
Altersfreigabe: ab 6
Regisseur: Sofia Coppola
Darsteller:
CharlotteScarlett Johansson
Bob HarrisBill Murray




Es lebe das UCI, das immer noch versucht den Filmtitel auf die winzigen Eintrittskarten zu drucken. Manchmal hat man Glück und erhält dadurch eine Karte mit einer solchen Perle. :-)

Eine Münze hat mich in diesen Film geführt. Die andere Seite hätte Das Wunder von Bern bedeutet, man kann also sagen, daß ich schon vor Beginn des Films gewonnen hatte. Wieviel Glück ich tatsächlich hatte, zeigte sich allerdings erst später.

Worum geht es? Zwei Amerikaner in Japan. Bob Harris ist ein alternder Schauspieler und dreht in Tokio Werbespots für Whiskey. Die junge Charlotte begleitet ihren Mann, der als Fotograf arbeitet und einen längeren Auftrag hier erledigen muß. Beide haben keine große Freude an der japanischen Lebensart und kommen sich etwas verloren vor. Es kommt, wie es kommen muß: die beiden treffen aufeinander und leisten einander Gesellschaft in dieser für sie so völlig fremden Kultur. Das ist allerdings bei weitem nicht so kitschig, wie diese knappe "boy meets girl"-Zusammenfassung vermuten läßt. Die Charaktere sind sehr glaubhaft gezeichnet; zumindest die beiden Hauptcharaktere, ansonsten findet man auch sehr viele klischeehafte Figuren, die aber so sind, um sich nahtlos in den schrillen, für den Durchschnittseuropäer völlig bizarren japanischen Hintergrund einzufügen.

Dieser Hintergrund ist neben den Charakteren die zweite große Stärke des Films. Immer wieder wird man mit Bob und Charlotte zusammen in die Abstrusität des japanischen Alltags geworfen. Das beginnt gleich zu Beginn, wenn wir Bob dabei zusehen, wie er einen Werbespot aufnimmt und der enthusiastische Redeschwall des japanischen Regisseurs sich nach der Übersetzung durch eine Dolmetscherin plötzlich viel, viel nüchterner und langweiliger anhört. Über den ganzen Film gibt es immer wieder solche lustigen Einlagen und der Film schafft es in bewundernswerter Weise diese mit dem eigentlich durchaus ernsten Thema um Isolation und Einsamkeit zu vereinen. Gerade diese gelungene Kombination hebt den Film über den Durchschnitt hinweg und zeigt mal wieder, daß Bill Murray nicht nur in Komödien brillieren kann.


[Kreetrapper - 26.01.2004]