Die Sonne geht auf




Interpret: Jan Delay
Titel: Searching for the Jan Soul Rebels
Label: Buback Tonträger
Erscheinungsjahr: 2001
Spieldauer: ca. 74 Minuten
Tracklist:
Sam Ragga Styler4:20
Ich Möchte Nicht, Dass Ihr Meine Lieder Singt!4:14
Www.Hitler.De4:05
An Die Bürger Von Konsolien4:21
Vergiftet4:39
Rebecca & Svenja2:32
B-Seite4:09
Söhne Stammheims3:27
Der Rote Knopf4:06
Flashgott4:27
Die Sonne, Die Scheint3:19
Die Party Ist Zu Ende5:55




In der deutschsprachigen Hip-Hop-Landschaft geht es häufig immer noch um mehr oder minder cooles Rumgepose, Batteln, Competition oder wie auch immer man es nennen will. Die Fantastischen Vier haben diese Phase zwar schon seit geraumer Zeit hinter sich gelassen, politische Texte oder Sozialkritik sucht man aber auch bei ihnen meist vergeblich, da hier doch eher die philosophische Schiene bedient wird. Was das Anprangern von gesellschaftlichen Mißständen angeht, so findet man dies in der Hauptsache bei Freundeskreis und seit neuestem auch bei Jan Delay.

Der Absolute Beginner (dort bekannt als Eißfeldt) hatte schon im Rahmen des Projektes POP 2000 erste Soloschritte unternommen und coverte Nenas "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" in sehr eingängigem Reggae-Style. Jetzt legt er endlich ein komplettes Album nach. "Searching for the Jan Soul Rebels" heißt es und musikalisch unterstützt wird er darauf von der Sam Ragga Band. Musikalisch schlägt Jans Solo-Debüt ganz nach "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" und das auf der Single enthaltene "B-Seite" fügt sich dementsprechend auch ebenso nahtlos in das Album ein. Interessant wird es, wenn man sich die Texte näher betrachtet. Ironischerweise war die erste Auskopplung "Ich möchte nicht, daß ihr meine Lieder singt" relativ erfolgreich (sonst hätte ich wohl kaum davon erfahren), obwohl sie sich inhaltlich gegen das typische Vorgehen in der Plattenindustrie wendet, genau das zu produzieren, was der Konsument gern hätte. Jan Delay sieht sich als Künstler, der sein eigenes Ding macht, ohne sich um die Resonanz im Publikum zu kümmern (was er sich nach dem Erfolg von "Bambule" ja wohl auch leisten kann). Ähnlich kompromißlos sind auch die anderen Texte, in denen er die Playstationgeneration angeht ("An die Bürger von Konsolien") oder über die geschwundene Linke in Deutschland sinniert ("Söhne Stammheims"). Alles in allem ein unerwartet politisches Album. Die musikalische Seite entspricht jedoch genau dem, was man von Eißfeldt in seiner Jan Delay-Inkarnation erwartet hat, angenehm fließender Reggae. Und auch die obligatorischen Guest-Vocals finden sich bei "Searching for the Jan Soul Rebels". Unter ihnen sind Samy Deluxe, D-Flame (bei letzterem revanchiert sich Jan auf dessen Album "Bastard") und ein ominöser Xavier N.

Kurz gesagt: Ich bin angenehm überrascht, daß das erwartete Reggae-Rap-Album auch auf der textlichen Seite voll zu überzeugen weiß und die deutsche Hip-Hop-Landschaft wieder etwas reicher und vor allem vielseitiger macht.


[Kreetrapper - 06.08.2001]